Dieser Begriff steht für eine Fehlfunktion der Lippen- und Zungenmuskulatur beim Schlucken. Häufig wird im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung festgestellt, dass die Zunge beim Schlucken gegen oder sogar zwischen die Zähne presst. Beim korrekten Schluckmuster bleibt die Zungenspitze am Zahndamm liegen. Der mittlere und hintere Teil der Zunge geht nach oben zum Gaumen und drückt die Nahrung in Richtung Rachen. Auch beim sogenannten Lispeln (Sigmatismus) liegt oft zusätzlich ein solches fehlerhaftes Schluckmuster vor. Die Feinspannung der Zunge zur Bildung des korrekten /s/-Lautes kann dann nicht hergestellt werden, da die Zunge zu schlaff ist. Meist lassen sich noch weitere Fehlfunktionen der Gesichts- und Kiefermuskulatur feststellen, die in die Behandlung mit einbezogen werden.
Ein falsches Schluckmuster hält Zahnfehlstellungen wie einen Überbiss oder offenen Biss aufrecht, da die Zunge beim Schlucken eine enorme Kraft ausübt. Drückt die Zunge gegen die oberen Schneidezähne in Ruhe und beim Schlucken, wird der horizontale Abstand zwischen Ober- und Unterkiefer aufrechterhalten (Überbiss / Prognatie). Ein offener Biss kann sich nicht schließen, wenn die Zunge immer wieder beim Schlucken zwischen die Zähne schiebt. Selbst wenn über jahrelange kieferorthopädische Maßnahmen eine gute Zahnstellung erreicht wurde, kann sich nach Abschluss der Behandlung die Zahnfehlstellung aufgrund des falschen Schluckmusters wieder einstellen. Die Zungenfehlfunktion muss daher mitbehandelt werden, damit die kieferorthopädischen Maßnahmen auf Dauer ihre Wirkung zeigen und schneller abgeschlossen werden können.
Zunächst wird die korrekte Ruhelage der Zunge eingeübt und an der Spannungsregulierung der Lippen- und Zungenmuskulatur gearbeitet. Das geschieht über ein mundmotorisches Übungsprogramm. Die Schwerpunkte ergeben sich aus den Ergebnissen der Diagnostik. Sobald die Muskulatur, insbesondere der Zunge, mehr Spannung aufbauen kann, wird das neue Schluckmuster eingeführt und Schritt für Schritt beim täglichen Essen und Trinken gefestigt. Parallel erfolgt, wenn notwendig, eine Artikulationstherapie. Ein konsequentes Üben zu Hause ist für den Erfolg der Therapie ausschlaggebend. Auch nach der logopädischen Therapie muss die Kontrolle des neu erlernten Schluckens noch bis zu einem Jahr, bis zur völligen Automatisierung, beibehalten werden.
Meine Vorgehensweise orientiert sich an der Myofunktionellen Therapie nach ANITA KITTEL. Frau Kittel hat für Deutschland das in den USA entwickelte Konzept nach D. GARLINER weiterentwickelt. Bei sehr schlaffer Körperhaltung fließen Übungen zur Verbesserung der Körperspannung und Haltung mit ein. Auch Elemente aus dem Mundprogramm der NF!T nach ELKE ROGGE werden ggf. integriert.